Gelebter Naturschutz
Das ist Tradition mit bitterem Beigeschmack
Unsere Jugend streikt für Klima- und Naturschutz, gleichzeitig werden ungeheure Mengen Müll jedes Jahr achtlos im Wald entsorgt.
In diesem Jahr waren es auf 5000 Hektar mindestens 20 Kubikmeter.
Warum? Das fragen wir uns alljährlich wieder. Ist es Dummheit, Sorglosigkeit oder einfach böswillige Ignoranz?
Wir, das sind die Jägerinnen und Jäger des Hegering Ahlbeck bei Ueckermünde.
Bereits zum dritten Mal organisierten wir eine großangelegte Müllsammlung in unseren Jagdrevieren. Müll, der einfach achtlos oder vorsätzlich im Wald oder am Wegesrand abgeladen wurde. So etwas passiert doch bitteschön nicht aus Versehen?
Dass Eimer, Kaffeebecher, Zigarettenschachteln, Scherben, Maschendrahtzäune, Autoreifen, Toiletten, Fliesen, Bekleidung und ganze Sofas im Wald landen ist doch kein Kavaliersdelikt. Das ist mutwillige Zerstörung unserer Umwelt und gefährliche Sorglosigkeit gegenüber unserem Wild.
Gefahr für Wald und Wild
Die Natur ist doch das Kostbarste was wir hier haben und gleichzeitig das Wohnzimmer unserer Wildtiere. An achtlos entsorgten Scherbenhaufen können sich Tiere schwer verletzen, in Maschendrahtzäunen verfangen oder Plastikverpackungen mit der Nahrung aufnehmen. Das Ergebnis ist viel zu oft das Gleiche, ein qualvoller Tod, den kein einziges Tier verdient hat!
Von der Waldbrandgefahr, die durch Glasscherben in unseren eh schon viel zu trockenen Wäldern droht, ganz zu schweigen.
Jägerinnen und Jäger reden oder streiken nicht nur für das Klima, sie betreiben aktiven Naturschutz und leisten so ihren Beitrag zum Klimaschutz. Ja, wir jagen und bedienen uns auch aus der Natur, aber gleichzeitig lieben und pflegen wir sie auch.
In einer Zeit, wo sich nahezu jeder permanent die Hände wäscht und desinfiziert, wo man sich aus dem Weg geht um sich selbst keiner unnötigen Gefahr auszusetzen. In dieser Zeit sind wir zusammengekommen und haben uns für euch die Hände schmutzig gemacht um den Dreck unbesonnener Mitmenschen wieder einmal mehr einzusammeln und zu entsorgen.
Nicht wegschauen und abwarten, sondern anpacken ist unsere Devise, auch wenn sicherlich jeder Einzelne von uns seine Freizeit besser verbringen kann. Die Natur kurzfristig für unser Wild lebenswert zu machen und langfristig für nachfolgende Generationen zu erhalten, das macht uns auch ein bisschen stolz. Das ist unser Verständnis von gelebtem Naturschutz.
So lernen Kinder ihre Umwelt schätzen
Auch die Kinder, Enkel und Nachbarskinder einiger Jagdgenossen halfen beim Sammeln im Wald mit. Gut so, denn so lernen sie schon früh, dass sich kein Müll wie von Zauberhand von selbst auflöst. Für jeden Müllsünder muss sich jemand finden, der den Schandfleck wieder beräumt. Sie lernen wie gefährlich solche Achtlosigkeit ist, denn auch Kinder wissen, wie es schmerzt, wenn man sich an einer Glasscherbe schneidet.
Am Samstag, den 14. März 2020 trafen wir uns dann mit unserer schmuddeligen „Beute“ in Ahlbeck bei selbstgebackenem Kuchen, Kaffee, Bockwurst und bestem Wetter. Die gebotenen Abstandsregeln ließen die gewohnte Herzlichkeit ein wenig vermissen, aber dafür schien an diesem Tag für uns die Sonne, vermutlich als kleines Dankeschön von Mutter Natur.
Auch wenn es nicht lange dauern wird, bis wir die nächsten „Funde“ entdecken und die Wut darüber erneut in uns hochsteigt … wir sammeln es wieder ein. Denn wo kein Müll ist, da ist auch die Hemmschwelle höher den eigenen Müll einfach fallen zu lassen.
Vielleicht trägt die aktuelle Situation, dass alle Menschen auch bei bestem Wetter zu Hause bleiben sollen, ein wenig dazu bei, dass in diesem Jahr auch die Müllsünder nicht extra bis in den Wald fahren um dort ihren Abfall zu entsorgen. Man muss auch mal das Gute sehen.
Waidmannsheil und bleibt gesund
Anna Schöne
Bildquellen
- Müllentsorgung-Ahlbeck: G. Schönebeck
- Gelebter Naturschutz: Anna Schöne