Presse-und Medienarbeit im Jagdblogger-Camp
Im letzten Beitrag ging es um Jana und Paul, zwei Jagdblogger, die ihre Leidenschaft zur Jagd mit der Öffentlichkeit teilen.
Ihre Erlebnisse zeigten auf, dass sich auch die Presse schnell als Meinungsbildner vor den Karren der Jagdgegner spannen lässt.
Aus diesem Grund wurden Repräsentanten aus Journalismus, Presse- und Medienarbeit ins Jagdblogger-Camp eingeladen. Ihre Aufgabe war es, den Jagdbloggern die Motivation von Journalisten und den Umgang mit der Presse näher zu bringen.
Was Sprache kann und mit uns macht
Die Jägersprache ist etwas Besonderes. Wer sich einmal damit beschäftigt hat wird sich wundern welche komischen Begriffe die Jägerschaft sich ausgedacht hat um sich vom Rest der Welt abzugrenzen.
Am Wechsel ansitzen und gezielt ansprechen bevor ein Schuss angetragen wird. Beobachten wie das Stück zeichnet und merken wo man abgekommen ist. Den Anschuss verbrechen und nach Schweiß suchen. Das Stück versorgen damit es nicht verhitzt. Manchmal wird Strecke gelegt und zum Schüsseltreiben geladen. Je nach Wildart wird das erlegte Stück aus der Decke geschlagen, abgeschwartet oder abgebalgt, um anschließend hochwertiges Wildbret oder Bälge zu gewinnen.
Teil der Ausbildung zum Jäger ist es diese Sprache zu lernen und anzuwenden, Traditionspflege ist ein wichtiger Bestandteil der Jägerschaft.
Sie ist laut Bertram Quadt, Rundfunkjournalist und Buchautor aber für Presse- und Medienarbeit schlichtweg ungeeignet. Das Ziel, mit Presse und Öffentlichkeit zu kommunizieren, besteht ja gerade darin auch von Laien verstanden zu werden. Wir wollen uns ja nicht mehr abgrenzen, sondern wir wollen erklären warum das was wir tun rechtmäßig und nachhaltig ist. Was Jagd mit Naturschutz zu tun hat und dass wir in unserer Freizeit einen wertvollen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Nicht als Hobbyjäger, sondern als staatlich geprüfte ehrenamtliche Jäger mit einem konkreten Auftrag.
Als es um die Sprache der Bilder geht zieht Betram Quadt einen sehr ungewöhnlichen Vergleich heran. Edvard Munchs Bild „Der Schrei“, dessen expressionistische Motivation zwar Parallelen zu den Insta-Bloggern hat, bei denen aber auf völliges Unverständnis stößt. Das Bild zeigt beispielhaft, wie Munch in seinen Werken die äußere Natur zum Spiegel seines inneren Erlebens macht. Nichts anderes tun die Blogger mit ihren Fotos – und auch diese stoßen oft auf Unverständnis.
Gute Motivation aber schlechte Motive
Es bleibt uns nicht erspart, wohl fast jeder hat diese Bilder schon einmal in der Presse gesehen. Eine junge Amerikanerin, die glücklich vor einer schwarzen Giraffe ihre Waffe in den Himmel streckt. Der thüringer Beamte, der in Botswana hinter seinem erlegten Elefanten posiert. Die Schwarzwildstrecke einer Drückjagd und einige mehr. Auch ein Bild von Phil wird als unglückliches Beispiel an die Wand projeziert. Er betreibt auf Facebook den Blog Phils Jagd und schreibt über Zucht und Ausbildung von Jagdhunden und über seine Jagderlebnisse.
Referent ist Stephan Wunderlich, Koordinator für Internationale Jagdangelegenheiten und Artenschutz beim DJV und beim CIC. Er spricht mit uns über die Auslandsjagd im Bild der Öffentlichkeit. Er hat die Bilder aus Südafrika an die Wand gepinnt. Stephan verteidigt zwar die Motivation bei der Auslandsjagd aber ärgert sich zu Recht über die gewählten Motive die von der Presse angeprangert werden.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Oft sind tausend Worte aber mehr wert als ein Bild, zumal ein Bild nie die ganze Geschichte erzählen kann.
Ich will jetzt nicht die Hintergründe und Motive der Auslandsjagd verteidigen. Wen das ernsthaft interessiert, der möge sich selbst ein Bild davon machen. Das Internet ist voll von Pros und Cons dieser Jagdpraxis. Ich empfehle aber nach Fachartikeln und nicht nach sensationslüsternen Pressemitteilungen zu suchen. Gut wäre es Google einmal die folgende Frage zu stellen: „Was hat Auslandsjagd mit Artenschutz zu tun?“.
Elefantenherden sind für Südafrika das Gleiche wie die Schwarzwildrotten für die Deutschen.
Sie zerstören die Ernte eines ganzen Jahres UND Elefanten töten Menschen.
Hier ein interessanter und kritischer Artikel zum Thema bei Deutschlandfunk Kultur.
Und noch ein weiterer Artikel zum Thema: Artenschutz mit dem Gewehr versus Fototourismus in den Nationalparks, aus dem Tagesspiegel online/Wissen.
DSGVO und Co
Am späten Nachmittag kommt Jan Mönikes, Rechtsanwalt für Medienrecht ins Jagdblogger-Camp und stellt uns noch einmal auf eine harte Probe. Es geht um Urheberrechte und Quellenangaben und um den Schutz der Persönlichkeitsrechte laut Datenschutzgrundverordnung.
Jan Mönikes erklärt uns die Bedingungen des Online-Marketing, da einige Blogger bewusst oder auch unbewusst Werbung für Produkte machen. In diesen Zusammenhang weist er auf die besondere Kennzeichnungspflicht von Werbung hin.
Alles enorm wichtige Themen, die Jan den Bloggern mit guter Laune und einprägsam vorträgt, so dass die Aufmerksamkeitskurve zum Feierabend noch einmal ansteigt.
Tag 1 des Jagdblogger-Camps ist geschafft, es geht in den wohlverdienten Feierabend und alle freuen sich auf gutes Essen und ein frisch gezapftes Bier. Im Hirsch und Eber Wildgrill gibt es beides und es bietet sich die beste Gelegenheit sich auszutauschen und die vielen Fachvorträge des Tages gründlich zu verdauen.
Fazit – Mal eben bloggen reicht leider nicht
Wir sind doch nur Blogger und keine Journalisten. Das ist leider eine fatale Fehleinschätzung. Jeder, der sich in der Öffentlichkeit äußert ist zumindest einmal Publizist und damit Meinungsbildner, gewollt oder ungewollt.
Die Presse ist ein Instument der Öffentlichkeit und bedient seine Zielgruppe mit Informationen die diese erwartungsgemäß wünscht. Aber sie muss gefüttert werden und den Stoff dafür liefern wir Jäger mit jeder Zeite, mit jedem Bild, mit jedem Video.
Dass für uns auch die Regeln des Datenschutzes und des Urheberrechts gelten ist allemal klar. Aber eine Verletzung dieser kann auch schnell die Zuverlässigkeit in Frage stellen und was das bedeutet wissen Jäger.
Wie geht es weiter im #djvcamp19
Am zweiten Tag ging es etwas lockerer zu, denn jetzt mussten wir selbst aktiv werden. Statements zu kritischen Themen für die Presse verfassen und Interviews vor laufender Kamera führen.
Zu diesem Zweck hatte der Deutsche Jagdverband die Profis der Agentur adVerb ins Jagdblogger-Camp eingeladen.