Jagdblogger und Social Media
Hier kommt der zweite Teil meines Berichts vom Jagdblogger-Camp 2019 in Berlin. Social Media, Segen und gleichzeitig Fluch. Torsten Reinwald, Pressesprecher des Deutschen Jagdverbandes, übernahm den Staffelstab von Geschäftsführer Olaf Niestroj.
Dieser hatte am Vormittag über die Ziele und Aufgaben des Dachverbandes berichtet und die Notwendigkeit der Schaffung von Allianzen betont.
Keine Verschnaufpause für die Blogger, sondern nahtloser Übergang in die Vorstellung der Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes. Wer ist wohl besser dafür geeignet als DJV Pressesprecher Torsten Reinwald. An seiner Seite Dr. Anna Martinsohn, Online Redakteurin, Social Media Expertin und stellv. Pressesprecherin.
Selbstbild vs. Fremdbild in der Jägerschaft
Mit interessanten und überraschenden Zahlen konnten wir uns selbst ein Bild von der Wahrnehmung der Jägerschaft in der Öffentlichkeit machen.
Hättet ihr gewusst was man über uns denkt?
- Jäger lieben die Natur, das sagen 88% aller Befragten
- sie müssen die Wildbestände reduzieren, sagen 83%
- Jäger müssen Wald und Flur vor Wildschäden schützen, das sagen 82% der Befragten mit steigender Tendenz
- und Jäger investieren sehr viel in den Naturschutz, meinen 76% der Befragten und auch hier wächst die positive Wahrnehmung
Wir haben Wetten abgeschlossen und unsere Tipps lagen allemal deutlich unter den tatsächlichen Zahlen. Ist das Bild, welches wir von uns selbst haben also schlechter als der Ruf den wir tatsächlich besitzen?
Ist diese Fehleinschätzung vielleicht auch der Grund, warum der Kontakt zu Nichtjägern vermieden wird? Nur noch ein Drittel aller Deutschen hat überhaupt Kontakt zu Jägern. Vor 20 Jahren hatte noch jeder zweite Deutsche Kontakt zu einem oder mehreren Jägern.
Und das in Zeiten, wo quasi JEDER bei Facebook, Twitter, Youtube, Instagram und Co tagtäglich Einblicke in sein Privatleben gibt.
Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich völlig ungeniert.
Es spielt also keine Rolle wie ich mich selbst in der Öffentlichkeit darstelle? Falsch. Die Zahlen belegen, es gibt keinen Grund sich seinen Ruf in den sozialen Medien selbst zu versauen und damit auch den Ruf der gesamten Jägerschaft.
Fakten und Wildbret kommen auf den Tisch
Jägerinnen und Jäger investieren jährlich 86 Millionen Euro aus eigener Tasche in den Naturschutz.
41% der Jägerschaft setzt sich aktiv für Umwelt- und Naturschutz ein.
Zum Vergleich, im Bundesdurchschnitt sind es nur 9%.
16,7 Millionen Stunden ehrenamtliche Arbeit leisten die Jäger um bei der Schwarzwildbejagung einen wichtigen Beitrag zur Seuchenprävention zu leisten.
Über 36.000 Tonnen Wildfleisch aus heimischer Jagd kamen im vergangenen Jagdjahr auf den Tisch, eine Steigerung um 34% zum Vorjahr.
Für die nachhaltige Verwertung von Raubwild haben die Jäger 700 Sammelstellen bundesweit eingerichtet.
Mehr als 55.000 Tierfunde wurden gemeldet um daraus Unfallschwerpunkte zu ermitteln und zu entschärfen.
Es sind übrigens gemeinhin Jäger, die freiwillig Unfallwild aus dem Verkehr ziehen. Sie überprüfen verendetes Wild auf gesundheitsgefährdende Auffälligkeiten und entsorgen es sachgemäß. Es ist nur so, wie interessant sind solche Informationen? Soziale Medien sind süchtig nach Klatsch, Tratsch und Sensationen, sie interessieren sich wenig für nüchterne Fakten.
Digital Lobbying – Was ist drin mit Social Media
Einen sehr guten Beitrag lieferte auch Bernd Wollin, gleichzeitig Referent und Gast im Jagdblogger-Camp. Er selbst bezeichnet sich als Jagdaktivist, Netzwerker und Naturpädagoge. Seine frische und amüsante Präsentation der Agrarblogger, zeigte auf wo sich die bloggenden Jäger noch eine Scheibe abschneiden können.
Die Agrarblogger haben uns einiges voraus. Sie sind besser organisiert, treffen sich regelmäßig zu Blogger-Camps und nehmen sich selbst nicht immer all zu ernst. Aber sie berichten auch über ernste Themen und versuchen naturentfremdeten Städtern Einblick in ihre Arbeit zu geben.
Damit treten sie selbstbewusster auf und wissen Social Media geschickt für ihre Interessen einzusetzen.
Ein typischer Vertreter ist hier Dirk Nienhaus und sein „Bocholter Landschwein“, mit Selbstironie und gespielter Naivität spricht er über Massentierhaltung, Bienensterben und Biodiversität. Wir sind ja selbst Schuld UND wir sind Teil des Problems.
Ernsthafte Frage also an die Gegner der Jagd, die gerne auch ein leckeres Stück Fleisch auf dem Grill nicht verachten. Wie kommen die 36.000 Tonnen Wildfleisch aus heimischen Wäldern auf die Teller der Feinschmecker?
Dirk Nienhaus bringt es auf den Punkt, alle wollen essen, aber keiner macht sich gerne die Hände dafür schmutzig.
Fazit – Unser Ruf ist besser als wir denken
Dann sollten wir also auch dafür sorgen, dass das so bleibt.
Nicht nur Torsten und Anna werben auf dem Jagdblogger-Camp unablässig für einen sensiblen Umgang mit den sozialen Medien. Jeder noch so kleine und unscheinbare Ausrutscher wird von streitsüchtigen Jagdgegnern gerne einmal aus dem Kontext gerissen und polarisierend durch den Dreck gezogen.
Waidmannsdank für Petris Heil
Einen Gast unseres Camps möchte ich Euch noch kurz vorstellen. Das ist Petri, er ist aus dem Nest gefallen und hat sich dabei schwer verletzt. Seine Mutter verweigert ihre Hilfe und er ist noch zu klein um ausgewildert zu werden. Also entschied Jana ihn zum Blogger-Camp mitzubringen und dort alle zwei Stunden zu füttern. Soviel zum Thema gelebter Artenschutz und bevor jetzt jemand den Finger hebt, Jana ist engagiertes Mitglied des Eichhörnchen Notruf e.V. und sie darf das!
Wie geht es weiter im #djvcamp19
Es folgt der nächste Beitrag zum Jagdblogger-Camp. Da geht es um Jana und Paul, die gerade wegen ihrer Leidenschaft einiges Unangenehme erleben mussten. Beide sind ausgiebige Social Media Nutzer und leidenschaftliche Jäger. Dafür haben sie nicht nur Freunde, sowohl in der virtuellen, als auch in der realen Welt.